Festspielhaus Hellerau

Früher Ausbildungsstätte für rhythmische Gymnastik und Treffpunkt der europäischen Avantgarde, heute Konzertbühne – das Festspielhaus Hellerau.

Auftraggeber
Landeshauptstadt Dresden, vertreten durch: Hochbauamt Dresden

Architekt
Bestand: Heinrich Tessenow
Sanierung: Meier-Scupin & Partner, München

Ausführungszeitraum
Planungsbeginn: 06 / 2004
Fertigstellung: 07 / 2006

Baukosten gesamt (netto)
Baukosten gesamt: ca. 9,1 Mio. €
von theapro betreute Gewerke: ca. 2,1 Mio. €

Baukostenanteil theapro (netto)
1,9  Mio. EUR
BB 0,9 Mio. EUR
BT 0,4 Mio. EUR
MT 0,6 Mio. EUR

Projektleitung theapro
Hendrik Euling

Fertigstellung
2006

Leistungen
Bühnenbeleuchtung
Bühnentechnik
Ton- & Medientechnik
Raum- & Bauakustik

Das Festspielhaus Hellerau, ursprünglich als Institut Jaques Dalcroze durch Heinrich Tessenov erbaut, erlebte von 1911 bis 1914 nur eine kurze Blüte und Nutzung im eigentlich geplanten Sinne als Schule für Tanzrhythmik.

Öffentliche Inszenierungen anlässlich der Hellerauer Feste, die vier mal im Jahr stattfanden, und zu denen sich die gesamte kulturelle Avantgarde Europas einfand, ermöglichten jeweils einen Einblick in

die Arbeiten der Schüler, wie in den innovativen Theaterraum des Hauses, der durchaus als ein Gegenentwurf zum Festspielhaus in Bayreuth gesehen werden kann. Der Beginn des ersten Weltkrieges setzte diesem einmaligen, in der Theatergeschichte wegweisenden Experiment jedoch ein jähes Ende.

Wiederbelebungsversuche nach dem ersten Weltkrieg blieben weitgehend erfolglos. Das Gebäudeensemble wurde dann später unter Mitwirkung Heinrich Tessenows zunächst zu einer Polizeikaserne umgebaut, später, zum Ende des zweiten Weltkrieges, als Lazarett genutzt. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges blieb das Haus durch die sowjetische Armee besetzt und wurde wieder als Kaserne genutzt. 1989 wurde das Ensemble weitgehend sanierungsbedürftig an die Bundesrepublik zurückgegeben, die die Gebäude dann an das Land Sachsen übertrug.

Bis zum Jahr 2000 bemühte sich ein Förderverein um die Erhaltung und kulturelle Nutzung des Hauses, bis endlich mit einem Architektenwettbewerb und der Verpflichtung der William Forsythe Company im Rahmen der Gründung des Europäischen Zentrums für zeitgenössische Kunst und Kultur unter der Leitung von Professor Udo Zimmermann die Zukunft des Hauses gesichert werden konnte.

Den Architekturwettbewerb zur Sanierung des gesamten Ensembles konnte das Büro Meier-Scupin aus München für sich entscheiden.

theapro wurde mit der Planung und Realisation der Theatertechnik und der Raumakustik vom Hochbauamt Dresden beauftragt.

Der erste Bauabschnitt, der aus Kostengründen zunächst die Wiederherstellung der Bespielbarkeit des Hauses zum Ziel hatte, sollte neben den heutzutage gültigen Erfordernissen beim Bau einer Spielstätte die Herstellung des Saales und der angrenzenden Räume nach Vorgaben des Wettbewerbsentwurfes und den Auflagen der Denkmalpflege leisten. Zur Begleitung dieser sehr schwierigen Gratwanderung zwischen Denkmalpflege und notwendiger baulich funktionaler Sanierung war eigens ein Baubeirat unter Leitung von Paul Kahlfeld unter Mitwirkung von Marco de Michelis und Peter Kulka ins Leben gerufen worden, der die Baumaßnahme während der Ausführung kritisch begleitet hat.

 

Folgende Kriterien aus theatertechnischer Sicht waren zu erfüllen:

  1. Rückbau des Saales in die ursprünglichen Proportionen von 1909
  2. Schaffung einer begehbaren Ebene im Bereich des Daches mit einer systemoffenen technischen Einrichtung für spätere Erweiterungen, die auch die Einrichtung des von Appia und Salzmann ursprünglich für die Bühnenbeleuchtung eingerichteten Lichtraumes zulässt.
  3. Schaffung einer mobilen Zuschauertribüne, die neben der von Tessenov vorgesehenen Zuschauersituation verschiedenste Spielvarianten im Raum ermöglicht.
  4. Öffnung und Erweiterung des ehemaligen Orchestergrabens für verschiedenste Anwendungen, der Schaffung unterschiedlichster Topographien des Bodens in diesem zentralen Bereich des Saales über einen klassischen Orchestergraben bis hin zur Erweiterung der Tribünenanlage in diesen Bereich hinein, bei gleichbleibend guten Sichtbeziehungen für den Zuschauer.
  5. Keine sichtbaren technischen Einrichtungen im Bereich des Saales und der angrenzenden Seitenbühnen selbst.
  6. Einbau von Zentralen der TGA in untergeordnete Räume des Untergeschosses und des Daches bei weitgehend nicht sichtbarer Führung der einzelnen Medien.

Das weitgespannte Holztragwerk, das bei einem vorgeschalteten Sanierungsschritt aus statischen Gründen erstmalig einen Ringanker als Auflager erhalten hatte, war aus brandschutztechnischen und statischen Gründen nicht in der Lage, die notwendige Bedienebene für die Einrichtungen der Bühnentechnik, Beleuchtung und Ton– Medientechnik aufzunehmen.

Die Lastreserve des vorhandenen Tragwerks war bereits durch die neuen Anforderungen an Wärmedämmung, den Schallschutz und die Raumakustik bereits voll aufgebraucht. Daher wurde auf bestehende Pfeiler in den Saallängswänden, die ursprünglich Lüftungsaufgaben dienten, ein selbsttragendes Stahltragwerk mit der Anforderung, an keiner Stelle die ursprüngliche Dachkonstruktion zu tangieren, in den Dachraum integriert und das ursprüngliche Lichtraumprofil des Saales zu erhalten. Das Eigengewicht der Konstruktion wurde in mehreren Berechnungsschritten im Verhältnis zur geforderten Nutzlast und dem überhaupt zulässigen einzubauenden Gesamtgewicht optimiert. Die Stege tragen neben den Einrichtungen für die szenische Beleuchtung, die Ton- und Medientechnik schienen in Längsrichtung des Saales mit einem Abstand von 3 Metern untereinander, in die verschiebbare Ketten- und Bandzüge eingesetzt werden können. In die Untersicht der Stege wurden die  Saalbeleuchtung, Sicherheitsbeleuchtung und das Arbeitslicht integriert. Die angrenzenden untergeordneten Räume des Daches jeweils im Süd- und Nordportikus wurden, wie auch im ursprünglichen Entwurf Tessenovs, wieder als Lüftungszentralen ausgebaut. Zusätzlich wurden Dimmerräume für die Bühnenbeleuchtung in der Dachebene in diese Räume integriert.