Altes Bad Unterwössen

Das alte Hallenbad aus den Siebzigerjahren in Unterwössen wurde zu einem Saal mit unterschiedlichster Nutzungen für bis zu 300 Besuchern umgebaut.

Auftraggeberin
Gemeinde Unterwössen

Baukosten gesamt
6,7 Mio. EUR brutto

Baukosten Innenausbau Saal
283.000 EUR brutto

Planungszeitraum
05/2016 – 06/2019

Bauphase
03/2018 – 09/2019

Projektleitung theapro
Alexandra Leutheuser

Fertigstellung
09/2019

Leistungen
Raum- und Bauakustik

Das Alte Hallenbad in Unterwössen, in den 1974er Jahren errichtet, wurde 2011 stillgelegt und seitdem vorläufig als Mehrzweckhalle genutzt. Die Beckenvertiefung der ehemaligen Schwimmhalle wurde dabei provisorisch überdeckt und somit dem Boden in Randbereichen höhenmäßig angeglichen. Weiterer Innenraumausbau bzw. Maßnahmen zur Optimierung der Raumakustik erfolgten zu dem Zeitpunkt nicht. Ab 2014 setzt sich der frisch gewählte Gemeinderat zum Ziel, dem ausgedienten Hallenbadkomplex eine neue Zukunft zu geben. Es erfolgt eine Erweiterung des Gebäudes, eine Kinderkrippe kam hinzu, die Räumlichkeiten wurden in ihrer Funktionalität überdacht und umstrukturiert, bis dann 2016 die Sanierungs- und Umbaumaßnahmen auch in der ehemaligen Schwimmhalle begannen. Das Alte Bad sollte nun künftig als eine Mehrzweckhalle zur Verfügung stehen. Der Schwerpunkt der Nutzung liegt im Bereich der Musikdarbietungen. Neben diesen wird geplant, die neue Halle auch für Schultheater-Aufführungen, Infoabende und ähnliche Sprach-Veranstaltungen zu nutzen. Die Herausforderungen der akustischen Planung bestanden folglich darin, unter der Beachtung der baulichen Gegebenheiten des Bestandes, akustisch gesehen, allen möglichen Nutzungsvarianten mit unterschiedlichsten Anforderungen an die raumakustischen Parameter wie Nachhallzeit etc. und verschiedener Belegungsdichte der Zuschauerplätze möglichst gerecht zu werden. Das Hauptaugenmerk wurde in Abstimmung mit der Gemeinde auf die Planung einer Kammermusiksaal-Akustik mit der dafür optimalen Nachhallzeit gerichtet, zu deren Feinjüstierung zwecks Anpassung an andere Raumnutzungen variable Akustikmaßnahmen vorgesehen wurden. Somit konnte der Spagat der Raumakustik in der Mehrzweckhalle geschafft werden, die einerseits eine angemessene Nachhallzeit für die klassische Musikaufführungen ohne elektroakustische Verstärkung ermöglicht und andererseits eine ausreichende Sprachverständlichkeit und kurze Nachhallzeit für Rock-, Popp- und ähnlich beschallte Konzerte aufweist. Neben der raumakustischen Planung erbrachte theapro beratende Leistungen im Bereich der Bauakustik.

 

Raumakustik

Zur Grundbedämpfung des Raumes und somit der Einstellung der optimalen Nachhallzeit sowie zur Vermeidung von störenden Rückwürfen, an den parallelen schallharten Oberflächen, wurden in der Mehrzweckhalle zahlreiche unterschiedliche Absorptionsmaßnahmen im Wand- und Deckenbereich getroffen. Breitbandbabsorber in Form einer mikroperforierten Wandverkleidung setzten die Optik von geschlossenen Wandpaneelen fort, ohne ihr akustisches „Geheimnis“ zu verraten. Unterschiedlich aufgebaute Tieftonabsorber in Ausführung von Plattenschwingern, die trotz ihrer homogenen optischen Wirkung jeweils unterschiedliche Aufbauten aufweisen und somit gezielt auf einzelne Resonanzfrequenzen im gesamten Tieftonspektrum abgestimmt sind, ergänzen die Absorptionswirkung der perforierten Wandflächen.

Für die diffuse Schallverteilung im Raum sorgen die schräg gestellten Wandelemente im unteren Bereich, gefolgt von den Deckenreflektoren. Diese unterstützen einerseits die Versorgung aller Zuschauerplätze mit den nützlichen Erstreflektionen und ermöglichen zugleich einen gleichmäßigen und homogenen Klang. Durch ihre exakt ausgelegte Größe und den Neigungswinkel tragen sie des Weiteren zu einem optimalen gegenseitigen und dem Eigenhören der Musiker auf der Bühne bei. Die Dämmstoffauflage oberhalb der Deckensegel sorgt zugleich für eine ergänzende Tieftonabsorption, die in Kombination mit den Breitbandabsorbern in Form von magnesitgebundenen Holzwolle-Platten vor allem in den Randbereichen der Decke zur Einstellung einer über der Frequenz linearen Nachhallzeit maßgeblich beitragen.

Damit der Unterschied in der auditiven Wahrnehmung des Raumes zwischen dem vollbesetzten bzw. gering besetzten oder sogar bestuhlten unbesetzten Zustand während der Proben reduziert wird, wurden praktische stappelbare Leichtpolterstühle eingesetzt.

Schwere, hochabsorbierende Vorhänge aus Bühnenvelour können im geschlossenen Zustand die Nachhallzeit entsprechend reduzieren, während diese im offenen Zustand hinter holzbeplankten Taschen verstaut werden und so kaum zusätzliche Absorption im Raum bewirken. Auf diese Art und Weise kann die Nachhallzeit bei unbesetzten/ unbestuhlten Musikproben oder Sprachdarbietungen in kleinen Kreisen an die Nutzung optimal angepasst werden.

 

 

Bauakustik

Im Rahmen der energetischen Sanierung wird die Mehrzweckhalle mit einer erneuten Außenschale ausgestattet. Die neue Glasfassade sorgt aber nicht nur für den Wärmeschutz, sondern auch den Schallschutz gegen Außengeräusche.

Bei der Erneuerung und schalltechnischen Isolierung der Dachkonstruktion gegenüber Außenlärm bestand die bauakustische Herausforderung in erster Linie in der geringen statischen Tragfähigkeit der Dachkonstruktion, die deren Ertüchtigung mit schweren Vorsatzschalen und ähnliche Maßnahmen erschwerte. Auch die bestenden Raumanordnungen, wie an die Mehrzweckhalle angrenzende WC-Anlage, mussten entsprechend hinsichtlich des Schallschutzes berücksichtigt und bedacht und mit geeigneten bauakustischen Maßnahmen optimiert werden.
Zu einem weiteren Kernpunkt der bauakustischen Beratung gehörten die schalltechnischen Aspekte der TGA-Planung, wie Lüftungsanlage, deren maximaler Störgeräuschpegel und die spektrale Zusammensetzung hohen schalltechnischen Anforderungen unterlagen.